
Kurze Dünung
(Quelle: Surfertoday.com)
Begriffe:
Bei Meereswellen wird unterschieden zwischen durch lokalen Wind unmittelbar verursachte „Windsee“ und von weit her einlaufender „Dünung“. Dünung ist Windsee, die aus ihrem Ursprungsgebiet heraus gewandert ist oder deren verursachender Wind abgeflaut ist. Die Überlagerung von Windsee und Dünung bezeichnen wir als „Seegang“. Die Richtungen dieser Wellenfronten können sich dabei durchaus unterscheiden. Laufen Dünung und Windsee aus stark unterschiedlichen Richtungen zusammen, überlagern sich beide Systeme in einer sog. „Kreuzsee“. In dieser kann es zu unberechenbaren hohen und steilen Einzelwellen kommen.
Eigenarten von Dünung:
Die Reibung im Wasser und der Luftwiderstand der Wellen zehren fortwährend an der Wellenenergie. Diese Dämpfung des Seegangs setzt vorzugsweise im Bereich kurzer Wellenlängen ein, Wellen großer Länge werden nur gering geschwächt. Flaut der Wind ab oder verlassen die Wellen das sie erzeugende Windfeld, verschwinden die kurzwelligen Seegangsanteile zuerst. Übrig bleiben die langwelligen Dünungsanteile mit ihren lang gestreckten Wellenzügen. [„Strom, Seegang und Gezeiten“ von Brauner, Dentler, Kresling und Seifert]
Auswirkungen:
Obwohl sich Dünung bei ausreichender Wassertiefe auf See durch ihre lange Periode meist kaum bemerkbar macht, gilt dies nicht mehr, wenn sie auf eine Küste trifft und dort aufsteilt: Die Wellenenergie einer Dünungswelle und einer gleich hohen Windwelle ist bei doppelter Wellenlänge der Dünungswelle doppelt so hoch! Damit ergibt sich am Strand durch sie auch eine deutlich stärkere Brandung. Da die Dünung unabhängig von der lokalen Windsituation ist, kann so auch bei Flaute eine unerwartete, hohe Brandung am Ufer stehen.
Da Dünung mit geringerer Frequenz und oft in gleichmäßigen „Sets“ eintrifft, ist sie, bei entsprechend flachem Strand, zum Brandungssurfen oft besser geeignet als Windsee-Brandung.
Dünung muss nicht die Absage einer geplanten Tour bedeuten, sollte aber ggfl. bei der Planung von Anlandungsstellen und der Passage von seeseitigen Flachs („Riffs“/“Platen“) berücksichtigt werden!
Beschreibung und Messung von Wellen:
Die Frequenz einer Welle lässt sich darin ausdrücken, wie viele Wellen pro Sekunde einen Messpunkt passieren, (Einheit: mHz, Milliherz) oder mit ihrem Kehrwert, der Wellenperiode (Einheit: Sekunde).

RADAC Wellenradar
(Quelle: Planet-ocean.co.uk)
Das BSH misst Wellenhöhen und -frequenzen mit hochgenauem Wellenradar („RADAC“) an mehreren Offshore-Windparks. Dabei können Frequenz und Richtung einzelner Wellenkomponenten des Seegangs unterschieden werden. Da Dünung, wie oben beschrieben, eine größere Wellenlänge hat als Windsee, ist genau diese das Abgrenzungskriterium bei der Messung. Als Dünung definiert das BSH den Frequenzbereich von 30-100 mHz, das entspricht einer Periode von 33 bis 10 Sekunden. Wellen mit einer kürzeren Periode fallen in die Definition Windsee.
Bei der Wellenhöhe wird jeweils die mittlere („signifikante“) Wellenhöhe erfasst.
Daten-Interpretation:
Das BSH gibt auf seiner Webseite nur Höhe und Richtung des Seegangs an, nicht den Anteil oder die Richtung der Dünung.
Mir stehen Seegangs- UND Dünungsdaten der fünf auf der Karte verzeichneten Windparks zur Verfügung, die das Wattpaddler Backend den Küstengebieten, je nach Dünungsrichtung, dynamisch alle 20 Minuten zuordnet. Die Wattpaddler App wird hierdurch nicht belastet oder aufgebläht, sie liest nur das Ergebnis in Form einer kurzen Textzeile.
Wichtig: Höhen von Seegang und Dünung wurden bei Windparks, weit vor der Küste gemessen. Die Werte sind KEINE Prognosen für Dünungshöhen an der Küste, sie können nur als Anhaltspunkt dienen.
Die Laufzeit der Dünung vom Windpark zum Ufer ist abhängig von der Wellenlänge und -periode und beträgt mehrere Stunden. Je größer die Wellenlänge und je kürzer die Periode, desto schneller bewegt sich die Welle fort.