Die Schönebecker Aue, die die leicht hügelige Landschaft der Bremer Schweiz prägt, wurde im letzten Jahrhundert über lange Abschnitte begradigt, vertieft und ihre Fließgeschwindigkeit mit Sohlabstürzen reguliert – insbesondere um die landwirtschaftliche Nutzung der angrenzenden Flächen zu erleichtern. Es gibt aber noch Abschnitte mit naturnahen Strukturen, so im heute unter Naturschutz stehendem niedersächsischen Oberlauf als auch im bremischen Unterlauf zwischen dem Schönebecker Schloss und der Brücke der A 270. Hier fließt der Bach, abschnittsweise mit Erlen bestanden, die das Ufer auf natürliche Weise befestigen, zwischen extensiv bewirtschafteten Grünlandflächen und feuchten Waldstandorten hindurch.
Diesen Bereich fand offensichtlich auch ein Biber interessant, der sich – wie Christian Schiff, 2. Vorsitzender der AGBS, kürzlich von Anwohnern erfahren hat – im April 2024 an der Schönebecker Aue, nahe der Fußgängerbrücke vom Wanderweg zur Straße ‚Auf dem Krümpel‘, aufhielt. Diese außergewöhnliche Beobachtung wurde mit einem Foto und kurzem Video dokumentiert, anhand dessen das Biberzentrum Rheinland-Pfalz das Tier eindeutig als Biber verifizieren konnte. Anders als die hier öfter anzutreffenden Nutrias oder Bisamratten hat der Biber einen flachen Schwanz, was auf dem Foto gut zu erkennen ist.
Nach Christian Schiffs Einschätzung handelt es sich vermutlich um ein 2-jähriges Tier. Zwischen April und Juli kommen in einer Biberfamilie 2-4 Junge zur Welt, die nach zwei Jahren den Eltern-Bau verlassen, um eine eigene Familie zu gründen. Wer nicht freiwillig geht, wird von den Eltern „verbissen“. Dann beginnt die Suche nach einem Partner und einem eigenen Revier, wofür die jungen Biber weit, in Ausnahmen über 100 km, wandern.
Die Biber wurden Mitte des 19. Jahrhunderts in Niedersachsen völlig ausgerottet und ihre Wiederansiedlung und Ausbreitung seit Anfang des 20. Jahrhunderts gilt als großer Erfolg des Naturschutzes! Jeder kennt aus Filmen, Märchen und Erzählungen diesen „fleißigen Baumeister“, aber gesehen haben ihn bisher nur wenige.
Die Mitglieder des Arbeitsausschusses der AGBS freuen sich sehr über diese Beobachtung, die ihren Recherchen nach in Bremen-Nord bisher einzigartig ist. Einzelne Beobachtungen dieser pflanzenfressenden, streng geschützten Tiere gab es bisher lediglich im Bereich der Hunte und der Weser bei Hemelingen. Den Bereich der Schönebecker Aue dürfte der Biber inzwischen längst wieder verlassen haben, denn es konnten keine weiteren Sichtungen getätigt oder Spuren seines Aufenthaltes gefunden werden.